Warum die EU-Taxonomie vor allem eine Chance für die Immobilien-Branche ist

Die ökologische Transformation und die verschärften Nachhaltigkeitsvorschriften in der Immobilienbranche haben das Potenzial, die Spielregeln zu verändern und eröffnen gleichzeitig innovative Möglichkeiten für Marktteilnehmer.

„This is Europe’s man on the moon moment“ – mit diesen Worten unterstrich Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, die Bedeutung des am 11. Dezember 2019 vorgestellten European Green Deals. Dieser Deal markiert einen entscheidenden Schritt hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft und soll aktiv den Klimawandel bekämpfen. Herzstück des Vorhabens ist die EU-Taxonomie, ein innovatives Rahmenwerk der Europäischen Union, das klare Kriterien für nachhaltige Investitionen vorgibt. Die EU-Taxonomie konzentriert sich auf sechs Schlüsselbereiche zur Förderung nachhaltiger Investitionen: Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, nachhaltige Wasserwirtschaft, Förderung der Kreislaufwirtschaft, Verringerung der Umweltverschmutzung und Schutz der Biodiversität. Die EU-Taxonomie hat Auswirkungen auf alle Wirtschaftsbereiche, aber insbesondere die Immobilienbranche. Als wesentlicher ökonomischer Faktor in allen Mitgliedstaaten, einschließlich Österreichs, steht sie an einem Wendepunkt. Die ambitionierten Klimaziele und die daraus resultierende Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft sind dabei von zentraler Bedeutung. Der Immobiliensektor hat in Bezug auf den Energieverbrauch sowie die Emissionen eine Schlüsselrolle in diesem Übergang zu mehr Nachhaltigkeit.

EU-Taxonomie als Motor für nachhaltige Immobilien

Die EU-Taxonomie beeinflusst die Immobilienbranche maßgeblich durch die Förderung nachhaltiger Investitionen und die Vorgabe höherer Umweltstandards. Sie schafft klare Kriterien für nachhaltige Immobilien, verbessert Transparenz und Vergleichbarkeit und legt einen Schwerpunkt auf Energieeffizienz, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Die Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus von Immobilien, einschließlich Bau, Betrieb und Abbau, betont Nachhaltigkeitsaspekte wie Wasserverbrauch und Materialwahl. Für Investoren ergibt sich ein erweitertes Spektrum an Chancen, während die EU-Taxonomie die Entwicklung grüner Finanzierungen und nachhaltiger Finanzprodukte unterstützt, was zu einer verstärkten Förderung umweltfreundlicher Gebäude führt.

Nachhaltigkeit als Werttreiber

Die EU-Taxonomie kann als ein Katalysator für die Nachfrage nach nachhaltigen Immobilien gesehen werden. Seit der Einführung der EU-Taxonomie ist die Nachfrage nach nachhaltigen Immobilien gestiegen, da immer mehr Verbraucher und Investoren auf Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit achten. Diese Entwicklung bestätigt der Wohnimmobilienpreisindex der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), der zeigt, dass trotz eines generellen Rückgangs der Immobilienpreise ab dem vierten Quartal 2022, neue, nachhaltige und energetisch moderne Wohnimmobilien im Jahr 2023 einen Preisanstieg verzeichneten. Unsere Prognose lautet daher: Immobilien, die den Taxonomie-Kriterien entsprechen, werden in Zukunft weiterhin an Attraktivität und Wert gewinnen, was die Rentabilität erhöht.

Herausforderung Bestandsobjekte

Aber es ergeben sich auch Herausforderungen durch die EU-Taxonomie, insbesondere bei Bestandsimmobilien. Während im Neubau die Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien meist einfach zu bewerkstelligen ist, birgt dieses Thema einige Probleme bei bestehenden Immobilien. Denn hier braucht es umfassende Modernisierungsmaßnahmen und das ist besonders in urbanen Gebieten teilweise schwierig, da diese oft mit langwierigen Verfahren verbunden sind. Darüber hinaus bedeutet ein höheres Maß an Nachhaltigkeit auch höhere Kosten, was angesichts der hohen Finanzierungszinsen, regulatorischer Einschränkungen durch die KIM-Verordnung und der weltwirtschaftlichen Lage eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Die Suche nach Kostensenkungspotenzialen ist daher zentral.

Nachhaltigkeit als Innovationsmotor

Der Nachhaltigkeitstrend in der Immobilienbranche bietet aber vor allem zahlreiche Chancen für Innovationen und neue Geschäftsmodelle. VMF Immobilien hat bereits eine umfangreiche Expertise beim Thema Nachhaltigkeit aufgebaut, die in neuen Projekten Anwendung findet. Wir integrieren Nachhaltigkeit und Umweltschutz in allen Projektphasen, von der Planung bis hin zum energie- und kostensparenden Betrieb, mit Maßnahmen wie nachhaltiger Beheizung und Kühlung, gedämmten Außenwänden sowie energieeffizienten Fenstern und Türen. sind. Für uns als Immobilienentwickler sind Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung daher nicht nur ein Trend, sondern ein fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie und gelebte Praxis. Wir sind überzeugt davon, dass sich dies langfristig bezahlt macht und unsere Objekte für Investor:innen in Zukunft noch interessanter sein werden.

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